Frauen in die Aufsichtsräte FidaAR-Forum VII

Geschrieben von Sandra Becker am 19. 07. 2015

Am 9.7.15 fand das siebte FidAR-Forum in der European School of Management and Technology direkt neben dem Auswärtigen Amt in Berlin statt. In Deutschland haben wir jetzt eine gesetzliche Quote für die Beteiligung von Frauen in den Aufsichtsräten. Doch scheinen viele Unternehmen das noch nicht ernst zu nehmen. Ab September müssen Firmen freiwillige Zielvorgaben für Quoten in Führungspositionen vorlegen – 80% wussten das gar nicht.

FidAR-Forum VII
Dr. Jeanine Prime, FidAR-Forum VII, , Foto: Sandra Becker

Die Moderation übernahm Ines Aarland, Journalistin und Moderatorin. Eröffnet wurde von der FidAR Präsidentin Frau Monika Schulz-Strelow.Sophie Bellon, stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende und Vice President der Forschungs-, Entwicklungs- und Innovationsstrategie im Sodexo Konzern, sprach über ihre Erfahrungen in Führungsposition und Einführung der Gender Balance im Unternehmen.

Dr. Jeanine Prime, Senior Vice President, Research, Catalyst US, resümierte, dass es nun darum geht, Männer in die Diskussion einzuladen.

Die Veranstaltung war gut besucht und sehr spannend. Unter den Rednerinnen waren Frau Schwesig vom BMFSFJ sowie Frau Dr. Suder, die neue Staatssekretärin im Verteidigungsministerium. Frau Schwesig betonte in ihrer Keynote den Erfolg der Einführung der Quote als historischen Meilenstein. Dank an die Berliner Erklärung, die ich übrigens mit unterzeichnet habe: http://www.berlinererklaerung.de/

Manuela Schwesig: „Infineon zeigt, dass auch Hochtechnologie Unternehmen die Geschlechterquote erfüllen können wenn sie es wollen.“ Doch ist noch viel zu tun. Es brauche eine moderne gerechte Besteuerung.„Ich hoffe, dass ich den Tag erleben werde, wo die Geschlechterquote für Männer wirkt. Dann wären 70% Frauen in den Aufsichtsräten.“

Es folgte die sehr spannende Podiumsdiskussion mit

  • Sabine Dietrich, Mitglied des Vorstands, BP Europa SE & Mitglied des Aufsichtsrats, Commerzbank AG
  • Claudia Kruse, Managing Director, Head of Governance & Sustainability, APG Asset Management N. V.
  • Dr. Martin Sonnenschein, Managing Director Zentraleuropa, A.T. Kearney
  • Andreas Tenkmann, Vice President HR D|A|CH, Sodexo
  • Tamara Weinert, Finanzvorstand Outokumpu EMEA GmbH

Männer in Teilzeit sei ein wichtiger Beitrag zum Kulturwandel.
Claudia Kruse wurde in der Schwangerschaft sogar befördert, allerdings außerhalb Deutschlands.
Sabine Dietrich, Mitglied des Aufsichtsrates der Commerzbank, sagte, dass der Mythos lange Arbeitszeiten entlarvt werden müsse.
Dr. Martin Sonnenschein betonte, dass Quote und Kulturwandel aus betriebswirtschaftlicher Sicht absolut notwendig sind.
Andreas Tenkmann merkte an, dass es international auffalle, dass in Deutschland kaum Frauen in Führungspositionen sind.

Insbesondere die danach folgende Rede von Frau Dr. Suder stieß auf tobenden Beifall. Die ehemalige McKinsey-Partnerin sagte, dass Gleichgültigkeit keine Option sei. Führung habe mit Verantwortung zu tun. Frauen müssen mehr Führung übernehmen. Sie sprach von der „Modernisierungsbaustelle Bundeswehr“, wo vieles älter sei als sie selbst: „Da werden Funkgeräte benutzt – die sind älter als ich“, sie ist Jahrgang 1971. Außerdem sprach sie von der sogenannten Vorverwendung. Menschen ohne Material sei schwierig und Material ohne Menschen ginge gar nicht. Management sei etwas anderes als Verwaltung. Da müsste noch vieles verändert werden. Risiken müssen benannt werden, Modernisierung ist notwendig.

Wir brauchen den Kulturwandel; es gibt keinen Weg daran vorbei, da verschiedene Blickwinkel benötigt werden, um die äußerst komplexen Herausforderungen angehen zu können.
Alles in allem wie schon im Vorjahr eine sehr gelungene und zukunftsweisende Veranstaltung.

Weitere Informationen: http://www.fidar.de

Autor: Sandra Becker

Sandra BeckerMedienkünstlerin und Diplomdesignerin, zur Zeit tätig als Leiterin der Medienwerkstatt Berlin und Dozentin am Hochschulrechenzentrum der Freien Universität, Doktorandin der Informatik an der Uni Potsdam.

Blog-Kategorie